Venedig 2014

 

Venedig wurde dem Meer abgerungen, errichtet auf 118 Inseln und Millionen in den sumpfigen Boden gerammter Baumstämme. Innerhalb weniger Jahrhunderte entstand aus ein paar Hütten die reichste Stadt des Abendlandes, das Zentrum des Welthandels. Für ein halbes Jahrtausend oblag der Lagunenmetropole die Herrschaft über das Mittelmeer. Ihren Beinamen Königin der Adria hat sie sich verdient. Mit seinen Kirchen und Palästen sowie den 3000 Gassen, 177 Kanälen und 400 Brücken ist Venedig ein riesiges Freilichtmuseum. Die Kombination aus Stadt und Meer fasziniert trotz zahlreicher Besucher, die ganzjährig nach Venedig strömen. So gehören gondelnde Touristen, die sich an prachtvollen Palästen vorbeischiffen lassen, genauso zu Venedig wie der Campanile zum Markusplatz. Venedig lebt mit dem Wasser. Das macht seinen Reiz aus, ist aber zugleich seine größte Bedrohung. Daher wurde das Projekt Mose aus der Taufe gehoben, riesige Module am Meeresgrund, die ab 2015 bei drohendem Hochwasser hochgefahren werden und die Lagune gegen die Wassermassen abschließen sollen, damit sich weitere Generationen von dieser faszinierenden Stadt verzaubern lassen können.

 
 

Freitag, 14.03.2014: Um 4:00 Uhr beendet der Wecker die Nacht und gut zwei Stunden später holt uns der Fahrer von KielExx ab. Ohne Probleme erreichen wir den Flughafen in Hamburg, werden unser Gepäck los und vertreiben uns bis zum Abflug die Zeit. Kurz nach 9:00 Uhr heben wir, mit einem Stopp in München, in Richtung Venedig ab. Aus dem Flugzeug haben wir einen herrlichen Blick auf die verschneiten Alpen. Mein Geburtstagsgeschenk zum 50. wird jetzt Realität. In Venedig drucken wir an einem Automaten von Actv unser via Internet vorbestelltes Bus- und Vaporetto-Ticket aus. Mit dem Bus erreichen wir den Piazzale Roma und steigen in ein Vaporetto um. Auf dem Canal Grande geht es bis zur Ponte di Rialto. Die 3,8 km lange "Prachtstraße" Venedigs ist zwischen 30 und 50 m breit und von über 200 Palästen gesäumt. Den schönsten Blick auf die Palazzi am Canal Grande hat man vom Vaporetto Nr. 1 aus. So wird unsere Anreise in Venedig gleich zu einer ersten Besichtigungstour. Wir beziehen unser Zimmer im Hotel Rialto direkt neben der gleichnamigen Brücke. Nachdem wir uns eingerichtet haben, ziehen wir wieder los. In einer kleinen, gemütlichen Trattoria essen wir eine Pizza und bummeln danach weiter bis zum Markusplatz. Der Markusdom - im Kern aus dem 11. Jh. - ist eine der ungewöhnlichsten Kirchen Westeuropas. Mit seinen fünf Kuppeln auf kreuzförmigem Grundriss folgt er byzantinischen Traditionen. Am Übergang zwischen Piazzetta und Piazza San Marco ragt der im 12. Jh. aus rotem Backstein gefertigte höchste Glockenturm der Stadt 98,6 m empor. Am 13. Juli 1902 bekam das höchste Wahrzeichen Venedigs Risse und stürzte am folgenden Tag ein. Beim Wiederaufbau wurde ein Aufzug installiert. An klaren Tagen reicht die Sicht von der Aussichtsplattform bis zu den Alpen. Der Dogenpalast blickt auf eine lange Baugeschichte, beginnend mit der Errichtung des ersten Palastes aus Stein ab 1175. Das heutige Bauwerk entstand zwischen 1340 und 1550. Die Seufzerbrücke, der "Ponte dei Sospiri", verbindet seit 1603 den Dogenpalast mit dem im 16. Jh. erbauten Gefängnis Prigioni Nuove. Über ihre gesamte Länge ist die geschlossene Brücke durch eine Mauer in zwei Gänge geteilt. Einer führt in die Gerichtssäle im Dogenpalast, der andere in die Zellen. Auf dem markierten Rundgang durch den Dogenpalast beschreitet man auch den Weg der Gefangenen und Gefolterten. Das Elend derer, die auf der Brücke zum letzten Mal Tageslicht sahen, gab der berühmten Brücke ihren Namen. Von außen dagegen, von der Uferpromenade Riva degli Schiavoni aus, sieht sie ungemein romantisch aus. Hier steigen wir wieder in ein Vaporetto und fahren zur Rialto Brücke zurück. Auch diese Fahrt bietet wieder herrliche Aussichten auf die Häuser entlang des Canal Grande. Nach einem kurzen Stopp im Hotel gehen wir noch einmal  die nähere Umgebung erkunden und beginnen natürlich mit der Ponte di Rialto.  Jahrhundertelang gab es nur Holzbrücken über den Canal Grande, die jedoch immer wieder Bränden zum Opfer fielen oder einfach verrotteten. Erst zu Beginn des 16. Jh. entschloss man sich zum Bau einer Steinbrücke. Am folgenden Wettbewerb beteiligten sich so namhafte Baumeister wie Palladio und Michelangelo. Den Zuschlag erhielt 1567 Antonio da Ponte. Die auf 12.000 Eichenpfählen ruhende Brücke entstand 1588-91 aus istrischem Marmor und besitzt eine Spannweite von 28 m. Mit ihren beiden Ladenzeilen ist sie heute eines der Wahrzeichen der Stadt. Besonders abends im Lichterschein hat man von dort einen schönen Blick auf den Canal Grande. Auch jetzt ist noch nicht Feierabend: wir wollen die Rialto Brücke auch noch im nächtlichen Lichterglanz erleben und raffen so noch ein weiteres Mal auf. Jetzt reicht es uns dann aber auch und wir fallen müde ins Bett. Ein toller erster Tag in einer ebenso tollen Stadt!

 

Samstag, 15.03.2014: Trotz der recht harten Matratze können wir gut schlafen. Wir haben uns auch heute den Wecker gestellt und machen uns noch vor dem Frühstück auf den Weg. Auf der Ponte di Rialto werden wir Zeugen einer ungewöhnlichen Musik- und Tanzeinlage. Hinter der Rialtobrücke öffnet sich der Campo San Giacomo di Rialto mit der gleichnamigen Kirche, deren Ursprünge wohl auf das 9. Jh. zurückgehen. Das heutige Gotteshaus mit fünfsäuliger Vorhalle stammt aus dem 12. Jh. Auffälliges Detail an der Fassade ist eine riesige Uhr. An den Arkaden des gegenüberliegenden Gebäudes führen ein paar Treppenstufen hinauf zu einer Plattform, von der einst neue Gesetze verlesen wurden. Unter der Treppe krümmt sich die Skulptur des "Gobbo di Rialto", des Buckligen vom Rialto. An den Ständen der Blumen- und Souvenirhändler vorbei gelangt man rechts zum Campo Battisti, an dem die Erberia, der Obst- und Gemüsemarkt beginnt. Dahinter folgt die neogotische Halle der Pescheria, des Fischmarktes.  Wir genießen das morgendliche Treiben auf dem Markt und die schon fast mystische Stimmung am nebelverhangenen Canal Grande. Nach diesem Ausflug lassen wir uns das Frühstück schmecken und machen uns anschließend auf den Weg zu einer weiteren Entdeckungstour. Durch enge Gassen und über unzählige schmale Kanäle spazieren wir zum Vaporetto Anleger Fondamenta Nuove. Einen Stopp machen wir am Campo Santi Giovanni e Paolo, den die gleichnamige, im 14./15. Jh. errichtete Dominikanerkirche beherrscht, die von den Venezianern nur "Zanipolo" genannt wird. Mit über 100 m Länge und 35 m Höhe ist sie Venedigs größtes Gotteshaus. 27 Dogen sind hier - teils in pompösen Grabmälern - bestattet. Der barocke Hauptaltar in Form eines Triumphbogens wird durch die Chorfenster effektvoll in Szene gesetzt. Der Hochnebel hält sich tapfer aber die Sonne kämpft. Eine gute halbe Stunde dauert die Fahrt mit dem Vaporetto zur malerischen Fischerinsel Burano, die mit ihren bunten Häuschen an schmalen Kanälen die ländliche Seite der Lagunenstadt präsentiert. Rechtzeitig bahnt sich die Sonne einen Weg durch den Dunst und läßt die bunten Häuser leuchten. Die lokale Spezialität sind gestickte Spitzen (merletti). Allerdings findet man nur noch wenig heimische Ware, die Konkurrenz aus Fernost ist erdrückend. An der Piazza Galuppi neigt sich der Campanile von San Martino bedenklich. Gegenüber präsentiert das Museo del Merletto Spitzen aus drei Jahrhunderten. In einer Trattoria stärken wir uns mit leckeren Spaghetti und einer großen Flasche Mineralwasser. Zurück in Venedig bummeln wir durch das Viertel Cannaregio und treffen am Ca' d'Oro wieder auf den Canal Grande, das 1421-40 entstandene "Goldene Haus". Der gotische Palast entfaltet seine ganze Pracht zum Canal Grande hin. Die reich verzierte Schauseite war einst in Rot und Blau bemalt sowie mit Blattgold verziert. Doch auch "naturfarben" begeistern seine filigranen Bögen, die am besten von der gegenüberliegenden Kanalseite aus zu betrachten sind. Die Loggia der Ca' d'Oro ihrerseits erlaubt einen herrlichen Blick auf den Canal Grande. Im Jahr 1896 erwarb Baron Giorgio Franchetti den Palast und brachte hier seine vielseitige Kunstsammlung unter. Wir besteigen hier erneut ein Vaporetto und fahren zwei Stationen nach San Marcuola. Auf der Nordseite des Canale di Cannaregio erstreckt sich das einstige Ghetto, das Wohnviertel der venezianischen Juden. Im März 1516 wies der Senat ihnen dieses Viertel zu, das sie allerdings nachts nicht verlassen durften. Zuvor befanden sich in dieser Gegend zahlreiche Gießereien - venezianisch "geto". Daraus entwickelte sich die Bezeichnung Ghetto für Stadtteile, in denen Juden abgeschlossen leben mussten. Der älteste Teil des Viertels ist das Ghetto Nuovo, in dem aus Platzmangel bis zu acht Stockwerke hoch gebaut wurde. Am Campo di Ghetto Nuovo befindet sich über der Synagoge Schola Grande Tedesco das Museo Ebraico, das religiöse Kultgegenstände und Thorarollen zeigt. Im 16. Jh. erweiterte man das Viertel um das Ghetto Vecchio, bald lebten hier über 6000 Juden. Wir haben uns nach sieben Stunden eine kleine Ruhepause verdient und nehmen ein Vaporetto zurück zum Hotel. Es aber noch nicht Schluß für heute: Bei beginnender Dämmerung gehen wir noch einmal los, um auch den Markusplatz im abendlichen Lichterglanz zu erleben. Erschöpft fallen wir nach einem weiteren schönen Tag in unser Bett.

 

Sonntag, 16.03.2014: Heute klingelt kein Wecker, aber wir sind dennoch schon wieder um 9:00 Uhr unterwegs. mit einem Vaporetto unternehmen wir fast eine Stadtrundfahrt: Es geht über den Canal Grande in die Lagune hinein und über den Canale della Giudecca wieder in die Stadt. Wir erwischen Sitzplätze ganz vorne und können die Prachtbauten am Kanal im morgendlichen Licht genießen. Das Inselchen San Giorgio Maggiore mit der gleichnamigen Klosterkirche schwimmt in Sichtweite von San Marco in der Lagune. Palladio entwarf das Gotteshaus 1566, 1610 war es vollendet, lange nach dem Tod des großen Renaissance-Baumeisters. Die strahlend weiße Fassade mit den vier auf hohen Sockeln stehenden Dreiviertelsäulen erinnert an einen griechischen Tempel. Der Innenraum wirkt fast nüchtern, erst im Altarraum lenken das geschnitzte Chorgestühl und zwei Spätwerke Tintorettos, der "Mannaregen" und ein "Abendmahl", von der kühlen Architektur ab. Auf den 70 m hohen Campanile führt ein Aufzug hoch zur Plattform mit der besten Aussicht über Venedig. An klaren Tagen reicht der Blick bis zu den Alpengipfeln. Auch wenn wir heute nicht bis zu den Alpen sehen können ist die Aussicht auf die Stadt einfach grandios. Per Vaporetto geht es weiter nach San Zaccaria und von weiter in den Canal Grande bis zur Haltestelle Accademia. Nach einem Blick von der gleichnamigen Brücke auf den Canal Grande gehen wir in die Bildergalerie, die zu den wichtigsten Museen ihrer Art in der Welt gezählt wird. Die Gallerie dell'Accademia gehen auf die 1756 von Giovanni Piazzetta gegründete Malerakademie zurück. Die Sammlung ist seit 1807 in den Räumen der säkularisierten Kirche Santa Maria della Carità untergebracht. Rund 800 Werke in 24 Sälen geben einen guten Überblick über die venezianische Malerei. Alle großen Maler Venedigs sind hier vertreten, von Paolo Veneziano im 14. Jh. bis zu Tiepolo im 18. Jh. Schwerpunkt ist das 15./16. Jh. mit Künstlern wie Bellini, Bassano, Bordone, Carpaccio, Tizian, Tintoretto und Veronese. Zu Fuß machen wir uns durch die Stadtteile Dorsoduro und San Polo auf den Weg zurück zum Hotel. Über den lang gestreckten Campo Santa Margherita gelangen wir zur Kirche San Pantalon mit ihrem monumentalen Deckenbild, an dem der Künstler Giovanni Antonio Fumiani 24 Jahre lang gearbeitet hat. Unser nächsten Ziel ist die Scuola Grande di San Rocco (16. Jh.), die Bruderschaft der Tuchmacher, die zu den sechs großen Scuole Venedigs gehört. Die reich gegliederte Fassade des Gebäudes stammt aus dem 18. Jh., sie wurde zeitgleich mit der Fassade der benachbarten Kirche San Rocco erneuert. Besondere Bedeutung erlangte die Scuola Grande di San Rocco durch ihre wertvolle Innenausstattung mit Gemälden Jacopo Tintorettos. Er malte von 1564-88 die Räume mit insgesamt 56 Gemälden aus. Im Erdgeschoss zeigen acht große Bilder Szenen aus dem Leben Mariens. Die Deckenfresken im Kapitelsaal im Obergeschoss haben alttestamentarische Motive, die Wandgemälde Szenen aus dem Leben Jesu zum Inhalt. Tintoretto malte hier mit einer Wucht und Dynamik, die ein einmaliges Licht- und Raumerlebnis erzeugen. Den Abschluss bildet die Sala dell'Albergo, der Sitzungssaal des Vorstandes der Bruderschaft. Die Kreuzigung an der Stirnwand strahlt nicht das Leiden, sondern bereits den kommenden Triumph der Auferstehung aus. An den Wänden befinden sich Szenen der Passion, an der Decke der hl. Rochus. Nächster Halt: Campo San Polo. Zweimal im Jahr steht der nach der Piazza San Marco zweitgrößte Platz der Stadt im Zentrum des Geschehens: Während des Karnevals und während der Filmfestspiele, wenn hier ein Freiluftkino bespielt wird. Gerahmt wird der Campo San Polo vom gotischen Palazzo Soranzo, eigentlich zwei Palästen, die miteinander verbunden wurden, und dem Palazzo Corner-Mocenigo. Dieser streckt dem Platz seine Rückansicht entgegen - ein Beleg, wie wichtig den Venezianern das Aussehen der Fassade zum Wasser hin war. Wir stärken uns mit einem belegten Brötchen und einem Eis, bevor wir uns zu einer Ruhepause auf unser Zimmer zurückziehen. Heute haben wir ein kulturelles Abendprogramm: Wir haben uns Tickets für die Multimedia-Show "Venezia - The Show" im Teatro San Gallo gekauft. Es beginnt mit einem halbstündigen dokumentarischen Film über die Geschichte Venedigs und nach einer Pause dann die eigentliche Show, die uns die Geschichte Venedigs hautnah erleben läßt. Die Mischung aus Theater und Multimedia ist nicht so ganz unser Geschmack, vielleicht sind unsere Erwartungen aber auch nur zu hoch gewesen. Unseren vorerst letzten Abend in Venedig lassen wir dann gemütlich auf unserem Zimmer ausklingen.


Montag, 17.03.2014: Heute liegt wieder Hochnebel über der Stadt. Wir packen nach dem Frühstück unsere Sachen, checken aus, stellen unsere Sachen im Hotel unter und machen uns zu Fuß auf den Weg zum Markusplatz. Unser erstes Ziel ist die Seufzerbrücke, der "Ponte dei Sospiri", die seit 1603 den Dogenpalast mit dem im 16. Jh. erbauten Gefängnis Prigioni Nuove verbindet. Über ihre gesamte Länge ist die geschlossene Brücke durch eine Mauer in zwei Gänge geteilt. Einer führt in die Gerichtssäle im Dogenpalast, der andere in die Zellen. Auf dem markierten Rundgang durch den Dogenpalast beschreitet man auch den Weg der Gefangenen und Gefolterten. Das Elend derer, die auf der Brücke zum letzten Mal Tageslicht sahen, gab der berühmten Brücke ihren Namen. Von außen dagegen, von der Uferpromenade Riva degli Schiavoni aus, sieht sie ungemein romantisch aus. Der Dogenpalast blickt auf eine lange Baugeschichte, beginnend mit der Errichtung des ersten Palastes aus Stein ab 1175. Das heutige Bauwerk entstand zwischen 1340 und 1550. Die markante Fassade - ein wuchtiger Bogengang im Erdgeschoss, filigrane Arkaden im 1. Obergeschoss und eine rotweiße Rautenmusterung im 2. Obergeschoss - weist Richtung Molo und Piazzetta. Die Porta della Carta von 1442 an der Nahtstelle zwischen Markusdom und Dogenpalast führte einst in den Innenhof. Hier dominiert die Scala dei Giganti, die Giganten-Treppe, auf deren oberster Stufe den knieenden Dogen die goldbestickte Dogenkappe (corno ducale) aufs Haupt gesetzt wurde. Die Innenräume des Dogenpalastes beeindrucken bis heute durch ihre reiche Kunstausstatttung. In der "Sala del Collegio" im 1. Obergeschoss tagte der Doge mit seinen Beratern. Die Deckengemälde und das Bild über dem Thron stammen von Paolo Veronese, die großen Wandbilder von Jacopo Tintoretto. In der benachbarten größeren "Sala del Senato" versammelten sich die bis zu 100 Senatoren. Die Deckenfresken schuf Tintoretto. Im 2. Obergeschoss erstreckt sich die über 50 m lange "Sala del Maggior Consilio", in dem der bis zu 1800 Mann starke Große Rat tagte, die Versammlung der führenden Familien. Die drei großen Deckengemälde stellen die personifizierte Venezia dar und sind Arbeiten von Veronese, Tintoretto und Palma dem Jüngeren. An der Ostseite prangt das berühmte "Paradies-Bild" Tintorettos: eine unglaubliche Fülle von Figuren auf 22 x 7 m - bis heute das größte Leinwandbild der Welt. Vom Kerker aus gehen wir über die Seufzerbrücke über den Rio di Palazzo in die Prigioni, das Gefängnis aus dem 16. Jh.. Die Zellen der Untergeschosse, die feuchten "Pozzi" (Brunnen), dienten noch bis 1919 als Gefängnis. Unter dem bleiernen Dach befinden sich die "Piombi" (Bleikammern), aus denen Casanova 1755 spektakulär flüchtete. 30 Jahre später schrieb er ein Buch darüber, das viel zur Legendenbildung um die Kerker der Signoria beitrug. Gut zwei Stunden sind wir im Palast unterwegs - leider ist das Fotografieren in den Innenräumen verboten. Mit einem Besuch der Basilica di San Marco verabschieden wir uns vom Markusplatz. Der Markusdom - im Kern aus dem 11. Jh. - ist eine der ungewöhnlichsten Kirchen Westeuropas. Mit seinen fünf Kuppeln auf kreuzförmigem Grundriss folgt er byzantinischen Traditionen. Der Campanile di San Marco steht abseits. Als die Teilnehmer des 4. Kreuzzuges 1204 das christliche Konstantinopel plünderten und mit reichen Schätzen in die Lagunenstadt zurückkehrten, wurde die erbeutete Kunst offen zur Schau gestellt. So stammt ein Teil des Fassadenschmucks, Säulen und Skulpturen, aus der Hauptstadt des Oströmischen Reiches. Einen Ehrenplatz auf der Galerie über dem Hauptportal bekam eine antike Bronze-Quadriga, die als "Pferde von San Marco" Berühmtheit erlangte. Ein goldglitzernder Mosaikteppich bedeckt die obere Wandzone im Kircheninneren, insgesamt über 4200 qm. Die Mosaike stammen überwiegend aus dem 12. und 13. Jh. und illustrieren vor allem Bibelszenen. Die Reliquien des hl. Markus, 828 unter Schweinehälften versteckt aus Alexandria nach Venedig geschmuggelt, befinden sich in einem Sarkophag am Hochaltar. Zu den größten Schätzen von San Marco gehört die hinter dem Hochaltar aufgestellte Pala d'Oro. Den 1,40 x 3,45 m großen goldenen Altaraufsatz haben byzantinische und venezianische Goldschmiede im 10. Jh. gefertigt und bis ins 14. Jh. erweitert. Miniaturen stellen Szenen aus der Passion Christi und der Markuslegende dar, eingefasst von Smaragden, Saphiren und Rubinen. Über eine Treppe rechts vom Hauptportal erreicht man das Dommuseum. Highlight der Sammlung sind die Pferde von San Marco, die ihren angestammten Platz an der Kirchenfassade schon vor Jahren verlassen mussten und dort durch Kopien ersetzt wurden. Die antiken Meisterwerke stammen ursprünglich aus Griechenland. Wir gehen zurück zur Rialtobrücke, stärken uns mit einem Wrap und setzen uns an den Canal Grande in die Sonne, die mittlerweile ihren Weg durch den Nebel gefunden hat. Nach einer Verschnaufpause in der Lobby des Hotels machen wir uns mit Vaporetto und Bus auf den Weg zum Flugplatz. Beim Einchecken sagt man uns, dass sich unser Abflug um mindestens 20 Minuten verspäten wird und wir daher wahrscheinlich in München den Anschlussflug nicht bekommen werden. Da es noch weitere Flüge von München nach Hamburg gibt, werden wir in diesem Falle automatisch umgebucht - mal sehen was passiert. Wir trinken einen Cappuccino und essen einen Muffin und vertreiben uns die Zeit bis zum Abflug mit Lesen und Musik hören. Entgegen der Ankündigung kommen wir pünktlich los. Wie schon auf dem Hinflug, so haben wir auch heute wieder einen herrlichen Blick auf die Gipfel der Alpen, heute sogar noch schöner im Licht der tief stehenden Sonne. Pünktlich kommen wir in München an und erreichen ohne Probleme unseren Anschlussflug nach Hamburg. Auch unser Gepäck findet seinen Weg und der Wagen KielExx steht abfahrbereit vor der Tür - alles klappt wie am Schnürchen. Um 21:45 Uhr sind wir wieder in Kiel.

Wie schon vor zwei Jahren, als wir unseren Roadrunner in Fusina auf dem Campingplatz abgestellt hatten und mit dem Vaporetto in die Stadt gefahren sind, hat uns Venedig auch dieses Mal wieder begeistert. Die Lage unseres Hotels mitten im Geschehen und die Möglichkeit auch abendliche Touren durch die beleuchtete Stadt zu unternehmen sind einfach klasse. Die Stadt ist ein wahres Eldorado für Fotografen und es lohnt sich, sich einfach einmal treiben zu lassen und die unzähligen Gassen und Kanäle zu erkunden. Wir sind sicherlich nicht zum letzten Mal in Venedig gewesen! Wie bei jeder Reise ist auch hier die Zeit viel zu schnell vergangen. Vier wunderschöne Tage liegen hinter uns und für mich ist es das bisher schönste Geburtstagsgeschenk meines Lebens.

 
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